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Lebensversicherungen mit sinkender Rendite

Die Lebensversicherungsunternehmen in Deutschland stehen vor einem Problem, berichtete der Focus am Wochenende. Sie sollen die Gelder ihrer Kunden möglichst mit Gewinn anlegen. Doch bei den derzeitig niedrigen Zinsen müssen die Versicherungsnehmer von Lebensversicherungen mit sinkender Rendite rechnen. Denn sie bekommen seit Jahren immer weniger, als sie sich bei Abschluss ihres Vertrages erhofft hatten. Lag die durchschnittliche Zinsrate in den 90er Jahren noch bei acht Prozent, waren es in den letzten Jahren nur noch vier Prozent. “Ich kann keine Prognose abgeben, wie lange die Branche das Zinsniveau von vier Prozent noch halten kann”, meint Maximilian Zimmerer von der Allianz. Die früher sehr lukrativen Bundesanleihen bringen mittlerweile noch weniger Rendite – knapp 1,5 Prozent.

Lebensversicherung mit 1,75 Prozent Garantiezusage

Versicherungsnehmer, die heute eine Lebensversicherung abschließen, bekommen eine feste Zusage nur noch über 1,75 Prozent. Früher lag der Garantiezins, vom Bundesfinanzministerium versprochen, bei vier Prozent. Die Ursache für die Misere bei den Lebensversicherungen scheint laut Focus in festverzinslichen Wertpapieren zu liegen. Die Versicherer investierten rund 90 Prozent des eingezahlten Kapitals ihrer Kunden in Pfandbriefe, Unternehmensdarlehen, Staatsanleihen und sonstige Rentenpapiere. Seit der EU-Schuldenkrise mit den von der Europäischen Zentralbank verordneten niedrigen Leitzinsen werfen diese Papiere, die früher als sicher galten, heute kaum noch etwas ab. Deutsche Staatsanleihen bringen so wenig wie noch nie zuvor. In Aktien wollen jedoch viele Versicherer nur bedingt investieren, seit der Neue Markt um die Jahrtausendwende zusammengebrochen war.

Investitionen in Infrastruktur und Immobilien

“Vereinzelt müssen erste Versicherer bereits ihre Reserven angreifen, um die Kundenansprüche zu befriedigen”, stellt Hajo Köster vom Bund der Versicherten fest. Rolf-Peter Hoenen, Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft, meinte kürzlich in einem “Zeit”-Interview: “Das spekulative Element ist der Lebensversicherung fremd. Wir investieren nicht in Rendite um jeden Preis.” Unternehmen der Branche schauen mittlerweile auf Infrastrukturnetze wie Gasleitungen oder auf Investitionen in Immobilien als weitere Anlagemöglichkeiten.

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